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Entwicklung des Atemschutzes

Der umluftunabhängige Atemschutz wurde erst vor gut 30 Jahren bei der Feuerwehr Höver eingeführt.

Man muss bedenken, das eine Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr schon nach wenigen Minuten zur Lebensgefahr führt und das heute Gefahrstoffe benutzt und transportiert werden, die schon in winzigen Mengen schwerwiegende gesundheitliche Schäden hervorrufen. Es gibt heutzutage keinen Brandeinsatz ohne Atemschutzeinsatz mehr, auch bei vielen Hilfeleistungen wird die persönliche Schutzausrüstung um ein Atemschutzgerät erweitert. Durch die enorme Wichtigkeit des Atemschutzes bei Einsätzen soll hier ein kurzer Abriss der Entwicklung gegeben werden.

Die Entwicklungsgeschichte des Atemschutzes in den Feuerwehren beginnt etwa in der Zeit der Gründung der Feuerwehr Höver. Es gab damals Bemühungen, die Einsatzkräfte vor dem Brandrauch zu schützen. Die teilweise abenteuerlich anmutenden Apparaturen hatten so fantasievolle Namen wie „Feuertauchapparat“ und „Aerolator“.

Eine Wendung brachte der 1. Weltkrieg, als Giftgase als Waffen eingesetzt wurden und man sich Gedanken machte, wie die Soldaten zu schützen sind. Der Begriff „Gasmaske“ stammt aus dieser Zeit. Entsprechende Atemschutzgeräte (Gasfilter und Maske) wurden entwickelt und eingesetzt. In den 30er Jahren wurde ein umluftunabhängiges Atemschutzgerät entwickelt. Dieses „Heeresatmer“ genannte Gerät war das erste Sauerstoffschutzgerät. Bei diesem Gerätetyp wird der Ausatemluft das Kohlendioxid chemisch entzogen und durch Sauerstoffzugabe wird wieder atembare Luft erzeugt. Werkfeuerwehren und große Berufsfeuerwehren erkannten den Vorteil des Atemschutzes und setzten diese sehr teuren Geräte schon vereinzelt ein.

Mitte der 50er Jahre wurden Behältergeräte, die mit Umgebungsluft gefüllt wurden, so genannte Pressluftatmer für die Feuerwehren zugelassen. Jetzt konnten relativ preiswerte Atemschutzgeräte gebaut werden (200bar Technik), die sich in den Feuerwehren sehr schnell verbreiteten. Um den von der Norm geforderten Luftvorrat von 1600 l zu erreichen mussten zwei Stahl-Druckbehälter (4 Liter Inhalt) verwendet werden. Diese Geräte hatten das einzuhaltende Höchstgewicht von 16,5 kg.

 

 

Anfang der 70er Jahre wurde der erste Pressluftatmer mit einer 6 Liter Atemluftflasche mit 300 bar Fülldruck zugelassen. Durch den Wegfall eines Druckbehälters reduzierte sich das Gewicht auf ca. 14 kg.

Bis 1976 wurden die Brandeinsätze von der Feuerwehr Höver ohne geeigneten Atemschutz durchgeführt. Dass es dabei zu keinem Dienstunfall gekommen ist, liegt sicherlich am Glück, an wenigen Einsätzen, aber auch an der Zusammensetzung des Brandrauches. Bei der Verbrennung von Naturstoffen (Holz, Stroh etc.) mit genügend Sauerstoff entsteht nicht der Mix an Giftstoffen, wie bei der Zersetzung von Kunststoffen oder anderen chemischen Stoffen. Außerdem ist an vielen Einsatzstellen mit Sauerstoffmangel zu rechnen (Schächte, Silos, Keller). Die von der Gemeinde Sehnde 1976 beschafften drei Pressluftatmer waren Einflaschengeräte mit 300 bar Fülldruck und wurden 1980 um ein viertes gebrauchtes Gerät aus Mitteln der Ortsfeuerwehr ergänzt. Es konnten nun zwei Trupps (Angriffstrupp und Reservetrupp) ausgerüstet werden, was die UVV zwingend vorschreibt. Die Geräte wurden liegend in Holzkästen im Aufbau des LF15 gelagert. Die Entnahme und das Anlegen waren sehr mühsam und zeitintensiv. Die persönliche Schutzkleidung bestand aus einer Baumwollkombination (später Baumwollschutzanzug), Helm mit Nackenleder, Hakengurt Lederhandschuhen und Feuerwehrstiefeln.

In den Folgejahren kamen durch die Stationierung von GW-Mess und Tanklöschfahrzeug weitere sechs Pressluftatmer hinzu. Zwei Pressluftatmer wurden durch die Zementfabrik gekauft und bei der Feuerwehr in Dienst gestellt.

Inzwischen sind alle Atemschutzgeräte durch Geräte der neuesten Bauart ersetzt worden. Es handelt sich um PSS 90 von Dräger mit den Baujahren 2000, 2004 und 2008.

Die Feuerwehr Höver hat z.Zt. einen Bestand von zwölf Pressluftatmern, 24 Atemschutzmasken und zehn Atemschutzfiltern ABEK. Sie sind auf den Einsatzfahrzeugen wie folgt verteilt:

LF10/6: Vier Geräte

TLF16/24: Zwei Geräte

GW-Mess: Vier Geräte

MZF: Zwei Geräte

Die Atemschutzgeräte sind auf Auszugschlitten hängend in Entnahmehöhe untergebracht und können bequem angelegt werden. Bei neueren Löschfahrzeugen sind die Atemschutzgeräte und die Zusatzausrüstung im Mannschaftsraum untergebracht und können während der Fahrt zur Einsatzstelle angelegt werden.

An der Einsatzstelle steigt ein voll ausgerüsteter Angriffstrupp aus dem Fahrzeug und kann ohne Zeitverzögerung seinen Einsatzbefehl abarbeiten. Natürlich rüstet sich sofort ein Sicherungstrupp aus.

Alle Feuerwehrleute, die diese Geräte einsetzen, müssen gut in Form und gesundheitlich geeignet sein. Diese Eignung nach arbeitsmedizinischer Vorsorgeuntersuchung G26/III muss alle drei Jahre durch einen bevollmächtigten Arzt oder Arbeitsmediziner nachgewiesen werden.

Die hohe körperliche und psychische Leistungsfähigkeit ist schon an folgenden Fakten abzulesen:

  1. Erhöhtes Einsatzgewicht:
  • Atemschutzgerät ca. 14 kg
  • Persönliche Schutzkleidung ca. 15 kg
  • Einsatzausrüstung bis ca. 20 kg
  1. Keine Wärmeabgabe und erhöhter Flüssigkeitsverlust (Hitzeschock)
  2. Keine oder nur eingeschränkte Sicht
  3. Stress durch unbekannte und gefährliche Situationen

Für die Sicherheit der eingesetzten Feuerwehrmänner ist eine Sprechverbindung (2 m Handsprechfunkgerät mit Sprechgarnitur) und eine Atemschutzüberwachung erforderlich. Auf der Überwachungstafel werden alle für den Atemschutzeinsatz relevanten Daten erfasst und dokumentiert.

Eine intensive Ausbildung, verbunden mit regelmäßigen Übungen und einem jährlichen Nachweis einer bestimmten Arbeitsleistung sind unbedingt erforderlich.